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Warum bin ich nicht glücklich?

    Warum bin ich nicht glücklich

    Kernaussagen: Warum bin ich nicht glücklich?

    • Jeder wünscht sich ein glückliches Leben
    • Glück hat keine allgemein anerkannte Definitionen 
    • Die in der Gesellschaft übliche Auffassung von Glück basiert auf veralteten Vorstellungen
    • Manche beschreiben Glück eher als einen Zustand und nicht als Emotion

    Das Streben nach Glück

    Jeder von uns träumt davon, glücklich und zufrieden zu sein. Doch echtes Glück scheint manchmal ebenso ungreifbar zu sein wie ein ferner Stern am Nachthimmel. Es ist seltsam, oder? Wir alle wollen glücklich sein, treffen Entscheidungen, die uns dahin bringen sollen, und doch entwischt uns das Glück immer wieder. Warum nur ist dieses tiefe, dauerhafte Glück so schwer zu fassen?

    Vielleicht liegt ein Teil der Antwort in unserer heutigen Lebensweise, die ganz schön von dem Gedanken besessen ist, immer mehr haben zu wollen, immer besser zu sein. Hedonismus nennt man das – ein ziemlich sperriges Wort dafür, dass man vor allem nach Spaß sucht und Unannehmlichkeiten meidet.

    Überall scheint das Ziel zu sein: immer schneller zu größerem Glück und größerer Zufriedenheit zu gelangen, begleitet von einer endlosen Schleife an Konsum und der sofortigen Erfüllung jeglicher Wünsche, egal ob groß oder klein. Doch dieser Weg birgt das Risiko, unser Belohnungssystem zu überreizen. Das Streben nach sofortiger Befriedigung unserer Wünsche mit der Hoffnung auf Glück, geprägt von einem hedonistischen Streben nach ständigem Vergnügen, kann zu einer Überlastung führen.

    Die fortwährende Freisetzung von Dopamin, auch bekannt als unser „Glückshormon“, bei der Erfüllung von Wünschen, kann die Sensibilität unserer Dopaminrezeptoren über die Zeit verändern. Dies kann zu einer Verschiebung unseres Grundspiegels für Zufriedenheit führen, was uns generell weniger zufrieden macht und es herausfordernder gestaltet, echtes Glück zu empfinden.

    Es ist daher wichtig, ein Gleichgewicht zu finden, das uns langfristiges Wohlbefinden und Erfüllung bringt, statt kurzfristigen Lustgewinn in den Vordergrund zu stellen. Es ist wichtig, Bewusstsein für die langfristigen Auswirkungen unserer Handlungen auf unser Glücksempfinden zu entwickeln.

    Aber tief in uns wissen wir, dass der nächste Einkauf, der nächste Urlaub, das nächste große Ding uns nicht wirklich dauerhaft glücklicher macht. „Geld macht nicht glücklich“, diese Wahrheit erfahren immer mehr Menschen. Materieller Wohlstand ist zwar nett, aber am Ende nicht das, was uns wirklich erfüllt.

    Alternative Konzepte zum Glücklich sein

    Ist wahres Glück mehr als nur ein flüchtiger Moment?

    Nun kommen wir zu einem Punkt, der oft für Verwirrung sorgt: Ist Glück nur ein temporäres Gefühl, oder könnte es mehr sein? Einige kluge Köpfe, wie zum Beispiel Erich Fromm, haben da ganz eigene Ideen und sehen Glück nicht als kurzfristige Emotion, sondern als etwas, das Teil unseres Seins ist.

    Das bringt uns zum Nachdenken, nicht wahr? Vielleicht ist unsere Vorstellung von Glück falsch? Es geht nicht darum, immerzu nach dem nächsten High zu jagen, sondern darum, eine tiefere Zufriedenheit in uns zu finden.

    Und das ist gar nicht so einfach, weil unsere Gesellschaft, unsere Kultur, ja sogar die Geschichte uns geprägt hat, Glück auf eine bestimmte Weise zu sehen. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir das alles ein bisschen hinterfragen und für uns selbst herausfinden, was Glück wirklich bedeutet.

    Die Wurzeln unserer Auffassung von Glück

    Über Jahrhunderte hinweg haben Ereignisse wie die industrielle Revolution, die tiefgreifende Veränderungen in unserer Welt auslösten, zur Verankerung des Kapitalismus in der Gesellschaft geführt, was wiederum unsere Sicht auf Glück nachhaltig geformt hat.

    Auch große Denker, wie Sigmund Freud und Carl Gustav Jung haben zweifellos tiefgreifende Einflüsse auf das Verständnis der menschlichen Psyche und auf verschiedene Bereiche der Psychologie und darüber hinaus gehabt. Diese Einflüsse haben nicht nur die psychologische Forschung und Praxis geprägt, sondern auch die Art und Weise, wie die moderne Gesellschaft über das Selbst denkt.

    Alternative Konzepte zum Glücklichsein

    Wenn wir auf der Suche nach einem glücklicheren Leben sind, begegnen uns oft allerlei Tipps und Tricks, wie wir uns besser fühlen können. Aber um diese Ratschläge wirklich zu einem Teil unseres Alltags zu machen, ist es hilfreich, dass wir verstehen, warum sie überhaupt funktionieren. Wenn wir den tieferen Sinn dahinter nachvollziehen können, fällt es uns viel leichter, diese Ideen nicht nur zu hören, sondern sie wirklich zu leben und zu spüren.

    Genau deshalb lohnt es sich, vor dem Einholen solcher Ratschläge das zugrunde liegende Konzept dahinter zu verstehen. Sobald wir merken, dass Ratschläge wie „Sei dankbar“ oder „Verbringe Zeit mit deinen Lieblingsmenschen“ nicht einfach nur nette Ideen sind, sondern auf den Überlegungen von schlauen Köpfen basieren, fangen diese Tipps an, Sinn zu ergeben.

    Zufriedenheit im Leben

    Hier sind einige alternative Glückskonzepte:

    1. Erich Fromm – Erich Fromm hat uns eine ganz besondere Art zu denken gegeben: Laut ihm hat Glück seinen Ursprung nicht aus dem, was wir haben, sondern aus dem, wer wir sind. In einer Zeit, in der es scheint, als zählten nur der Fortschritt und der nächste damit verbundene große Kauf, erinnert uns Fromm daran, dass die wahren Freuden im Leben aus unseren Beziehungen zu anderen Menschen, der Liebe und dem Ausdruck unserer eigenen Kreativität kommen. Er betrachtet Glück als einen permanenten Zustand und nicht als ein temporäres Gefühl.
    2. Aristoteles – Aristoteles sah in der Eudaimonie, einem Zustand des erfüllten und tugendhaften Lebens, das höchste Gut für den Menschen. Für ihn war Glück das Ergebnis eines vernünftigen Lebens, das die Verwirklichung der eigenen Potenziale und Tugenden beinhaltet.
    3. Martin Seligman – Als Pionier der positiven Psychologie führte Seligman das PERMA-Modell ein, das Glück als Zusammenspiel von positiven Emotionen, Engagement, positiven Beziehungen, Sinn und Erfüllung definiert. Diese Elemente bilden die Grundlage für ein blühendes Leben.
    4. Dalai Lama – In „The Art of Happiness“ teilt der Dalai Lama die buddhistische Weisheit, dass Glück durch die Kultivierung von Mitgefühl, Selbstreflexion und geistigem Frieden erreicht wird. Er betont, dass das Glück mehr in unserem Inneren als in äußeren Umständen zu finden ist.
    5. Viktor Frankl – Frankl, ein Überlebender des Holocaust und Psychiater, stellte in „Man’s Search for Meaning“ fest, dass das Finden von Sinn, selbst unter den härtesten Bedingungen, entscheidend für das menschliche Wohlbefinden ist. Für Frankl liegt das Glück im Streben nach einem sinnvollen Ziel.
    6. Stoische Philosophen wie Epiktet – Die Stoiker lehrten, dass Glück durch Akzeptanz dessen erreicht wird, was wir nicht kontrollieren können, und durch das Streben nach innerer Tugend. Sie sahen emotionale Widerstandsfähigkeit und Selbstbeherrschung als Schlüssel zum Glück.
    7. Thich Nhat Hanh – Der vietnamesische Zen-Meister betont die Bedeutung der Achtsamkeit und des Lebens im gegenwärtigen Moment. Er lehrt, dass Glück in der tiefen Wertschätzung des Jetzt und in der liebevollen Verbindung mit der Welt um uns herum liegt.
    8. John Stuart Mill – Mill, ein Philosoph und Ökonom, argumentierte, dass Glück durch die Maximierung von Freude und die Minimierung von Schmerz erreicht wird, aber er betonte auch die Bedeutung von qualitativ höherwertigen Freuden, die durch intellektuelle und moralische Entwicklung entstehen.

    10 Ratschläge für ein glücklicheres Leben

    1. Lebe authentisch: Konzentriere dich darauf, dein wahres Selbst zu sein, anstatt zu besitzen oder zu scheinen. Erkenne, dass dein wahrer Wert von deinem Sein und nicht von deinem Haben kommt.
    2. Wertschätze den Moment: Übe dich in Achtsamkeit und sei vollständig im Jetzt. Das hilft dir, die Schönheit und den Wert des gegenwärtigen Moments zu erkennen und zu schätzen.
    3. Entwickle tiefe Beziehungen: Investiere in Beziehungen, die auf echtem Austausch und gegenseitiger Wertschätzung basieren, statt auf oberflächlichen Interessen oder materiellen Vorteilen.
    4. Praktiziere Loslassen und Genügsamkeit: Lerne, mit weniger zufrieden zu sein und das Überflüssige loszulassen. Finde Glück in der Einfachheit und im Genießen dessen, was wirklich zählt.
    5. Fördere deine Selbstreflexion: Verbringe Zeit damit, dich selbst und deine wahren Bedürfnisse zu erkunden. Dies hilft dir, ein Leben zu führen, das deinen innersten Werten und deinem wahren Selbst entspricht.
    6. Erkenne die Kraft der Liebe und des Gebens: Verstehe, dass wahres Glück oft durch das Geben entsteht, nicht durch das Nehmen. Liebe und Großzügigkeit fördern ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit und des Verbundenseins.
    7. Sei offen für Veränderungen: Sieh Veränderungen als Gelegenheiten zum Wachstum und zur Erneuerung, nicht als Bedrohungen deines Besitzes oder deiner Identität.
    8. Übe Dankbarkeit für das, was ist: Anstatt ständig nach mehr zu streben, erkenne und schätze den Wert dessen, was du bereits hast und wer du bist.
    9. Suche nach sinnvoller Arbeit und Tätigkeit: Engagiere dich in Aktivitäten, die dir ein Gefühl von Zweck und Erfüllung geben, anstatt nur nach Profit oder Status zu streben.
    10. Entwickle eine meditative oder kontemplative Praxis: Dies kann dir helfen, tiefer in das Sein einzutauchen, den Lärm des Habens zu übertönen und eine tiefere Verbindung zum gegenwärtigen Moment herzustellen.

    Buchempfehlung

    Haben oder Sein: Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft – Erich Fromm

    In seiner Darstellung steht die Existenzweise des Habens für die Übel der gegenwärtigen Zivilisation, die des Seins aber für die Möglichkeit eines erfüllten, nicht entfremdeten Lebens.

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    Fazit

    Einige Weisheiten und Praktiken aus den vorgestellten Konzepten finden heutzutage immer mehr Beachtung. Achtsamkeit zum Beispiel wird immer bedeutender und beliebter. Vielleicht ist dir auch aufgefallen, dass diese Konzepte Raum für eigene Interpretationen lassen und sich hier und da sogar überschneiden.

    Genau diese Flexibilität und die Tatsache, dass verschiedene bedeutende Persönlichkeiten ähnliche Gedanken teilen, lässt mich glauben, dass diese alternativen Ansätze vielversprechende Wege sein können, um wahres Glück zu erfahren.

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    Quellenverzeichnis

    [1] Erich Fromm – Fromms „Haben oder Sein“ ist ein zentrales Werk, das seine Sichtweise auf die zwei Existenzmodi und deren Einfluss auf das Glück beschreibt. Eine gute Quelle hierfür ist das Buch selbst: Fromm, Erich. „Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft.“ Deutsche Verlags-Anstalt, 1976.

    [2] Aristoteles – Für Aristoteles‘ Sicht auf das Glück als Eudaimonia und ein tugendhaftes Leben ist seine „Nikomachische Ethik“ die Hauptquelle. Eine zugängliche Einführung bietet das Stanford Encyclopedia of Philosophy: Aristotle’s Ethics.

    [3] Martin Seligman – Seligmans PERMA-Modell wird in seinem Buch „Flourish: A Visionary New Understanding of Happiness and Well-being“ detailliert beschrieben. Für einen Überblick siehe auch: Seligman, Martin E.P. „Flourish: A Visionary New Understanding of Happiness and Well-being.“ Atria Books, 2011.

    [3] Dalai Lama – „The Art of Happiness“ von Dalai Lama und Howard C. Cutler bietet Einblicke in die buddhistische Philosophie des Glücks. Cutler, Howard C., und Dalai Lama. „The Art of Happiness: A Handbook for Living.“ Riverhead Books, 1998.

    [4] Viktor Frankl – Frankls „Man’s Search for Meaning“ ist eine autobiografische Erzählung, die seine Theorie des Willens zum Sinn einführt. Frankl, Viktor E. „Man’s Search for Meaning.“ Beacon Press, 1959.

    [5] Stoische Philosophen – Für einen Einstieg in die stoische Philosophie und ihre Ansichten über Glück bietet das Internet Encyclopedia of Philosophy hilfreiche Artikel, z.B. zu Epiktet: Internet Encyclopedia of Philosophy: Epictetus.

    [6] Thich Nhat Hanh – Hanhs Werk „The Miracle of Mindfulness“ ist eine praktische Anleitung zur Achtsamkeit und ihrem Beitrag zum Glück. Hanh, Thich Nhat. „The Miracle of Mindfulness: An Introduction to the Practice of Meditation.“ Beacon Press, 1975.

    [7] John Stuart Mill – Mills „Utilitarianism“ diskutiert das Prinzip des größten Glücks und die Unterscheidung zwischen höheren und niedrigeren Freuden. Mill, John Stuart. „Utilitarianism.“ Longmans, Green and Co., 1879.

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